Psychologe, Psychotherapeut oder Psychiater?

Begriffe im Gesundheitssystem

Im Bereich der Psyche ist man als Erwachsener mit einer Menge an Begriffe konfrontiert, die alle irgendwie gleich klingen, aber manchmal etwas vollkommen anderes bedeuten: Psychologe, Kindertherapeut, Jugendtherapeut, Psychotherapeut, Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz, Kinder- und Jugendlichenpsychiater, Facharzt für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie. Unser Gesundheitssystem liebt hier die Vielfalt.

Hier erfahren Sie, wer wer ist und wo Sie welche Hilfe bekommen.

Kinder- und Jugendpsychiater: Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie

Der Kinder- und Jugendpsychiater hat sein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und ist ein approbierter Arzt. Er hat danach eine Weiterbildung im Fachbereich Kinder- und Jugendpsychiatrie durchlaufen und eine Prüfung abgelegt. Ein Kinder- und Jugendpsychiater diagnostiziert psychische Erkrankungen. Er verschreibt Medikamente und überprüft deren Verträglichkeit durch Blutabnahmen und EKG oder EEG. Ferner bietet er Therapie in unterschiedlicher Häufigkeit an, zumeist ein bis drei Sitzungen im Quartal. Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie haben sich auf Kinder/Familien spezialisiert. Manchmal werden Kinder und Jugendlichen aber auch von Psychiatern für Erwachsene behandelt. Das sind dann Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie oder Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Psychologe

Ein Psychologe hat ein Psychologie-Studium erfolgreich abgeschlossen. Er hat keine spezielle Ausbildung in Psychotherapie. Manche Psychologen arbeiten im Gesundheitssystem angestellt in Klinken, Medizinischen Versorgungszentren oder Praxen. Sie diagnostizierten dort psychische Erkrankungen und führen auch Psychotherapie durch. Jedoch nicht jeder Psychologe arbeitet im Gesundheitsbereich. Psychologen arbeiten auch zum Beispiel in Personalabteilungen, bei der Polizei oder im Marketing.

Psychologischer Psychotherapeut

Psychologische Psychotherapeuten haben Psychologie erfolgreich studiert und haben danach noch eine Ausbildung gemäß Psychotherapeutengesetz (PsychThG) in einem speziellen Therapieverfahren, einem sog. Richtlinienverfahren*, gemacht. Die Bezeichnung Psychologischer Psychotherapeut darf nur von Menschen geführt werden, die eine solche Ausbildung durchlaufen haben. Psychologische Psychotherapeuten arbeiten normalerweise mit Erwachsenen. Sie diagnostizieren Erkrankungen und bieten regelmäßige Therapietermine an (zumeist 1x/Woche). Sie verschreiben keine Medikamente. Einige Psychologische Psychotherapeuten haben jedoch auch eine Zusatzausbildung nach PsychThG für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und arbeiten dann auch mit Kindern und Jugendlichen.

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten haben zumeist Psychologie, Pädagogik, Sozialpädagogik oder Lehramt studiert. Sie haben in der Folge eine Ausbildung gemäß Psychotherapeutengesetz (PsychThG) in einem Richtlinienverfahren* erfolgreich absolviert und haben ihre Approbation erhalten. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut ist, wie der psychologischer Psychotherapeut, ein geschützter Begriff. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten konzentrieren sich auf die Arbeit mit Familien. Sie diagnostizieren Erkrankungen und bieten regelmäßige Therapietermine sowohl für Kinder (normalerweise 1x/Woche), wie auch (etwa 1 Mal/Monat) für die Eltern an. Sie verschreiben keine Medikamente.

Heilpraktiker für Psychotherapie: Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz

Heilpraktiker für Psychotherapie sind mindestens 25 Jahre alt, haben mindestens einen Hauptschulabschluss und haben eine Erlaubnis zur Berufsausübung erhalten. Bei Heilpraktikern gibt es keine festgesetzten Ausbildungsstandards, der Heilpraktiker ist nicht verpflichtet irgendeine Form der Ausbildung zu durchlaufen, er muss nur eine Prüfung durchlaufen. Die Qualität der angebotenen Psychotherapie kann stark schwankend sein.

Kindertherapeut

Der Begriff Kindertherapeut ist kein geschützter Begriff, weshalb sich jeder Kindertherapeut nennen kann. Häufig nennen sich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (s.u.) Kindertherapeut, da der Begriff einfach kürzer ist. Aber es finden sich auch Menschen unter Kindertherapeuten, die zweifelhafte Ausbildungen genossen haben. Sollte sich jemand nur Kindertherapeut bezeichnen, sollten Sie nochmal genau nachhaken, welche Qualifikation der Kindertherapeut genau hat.

Coach

Auch Coach kann sich jeder nennen. Häufig bieten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten auch Coaching für psychisch gesunde Kinder und Jugendliche an, die in gewissen Bereichen ihres Lebens bessere Leistungen erzielen wollen. Coachings können Kindern helfen sich z.B. auf sportliche Wettbewerbe vorzubereiten oder bei Kindern, die Instrumente spielen, Lampenfieber beim Vorspielen zu reduzieren.

* Richtlinienverfahren

Richtlinienverfahren sind Therapieschulen, die wissenschaftlich überprüft worden sind und die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Derzeit gehören zu diesen Behandlungsformen psychoanalytisch begründete Verfahren, Verhaltenstherapie und die systemische Therapie.