Chaos-Kontrolle für Anfänger

Kennst Du das Gefühl, ständig hinterher zu sein, und wenn Du daran denkst, was Du alles machen musst, kriecht die Panik in Dir hoch? Ist es Dir schon mal passiert, dass der Aufgabenberg sogar schon so groß wurde, dass Du gar nicht mehr wusstest, wo Du anfangen sollst? Wenn wir dann die Decke über unseren Kopf ziehen und ins Handy schauen, dann geraten wir in einen Teufelskreis: Unsere Aufgabenliste wird immer länger und wir geraten immer häufiger in Panik und Überforderung. Und dann weißt Du was passiert. Deine Eltern beginnen zu nölen, sie beginnen zu den ungünstigsten Momenten zu stören und bestehen darauf, dass Du jetzt aufräumst, Hausaufgaben machst oder lernst. Und wenn das nicht reicht, dann beginnen sie sich einzumischen. Nicht selten endet es dann in Streit und das hilft wirklich auch nicht, damit man sich das nächste Mal aufraffen kann.

Es ist also Zeit, auszusteigen und Deine Aufgaben in den Griff bekommen.

Routinen

Das Chaos kommt meistens nicht über Nacht zu uns. Dementsprechend wird es auch nicht von heute auf morgen weggehen. Im Kampf gegen das Chaos helfen uns Routinen. Statt uns den ganzen Berg auf einmal vorzunehmen, nehmen wir ihn uns Stück für Stück vor. Frei nach dem Motto: Einen Elefanten isst man auch nur Bissen für Bissen. Beginne mit kleinen Routinen an den ersten Tagen. Überfordere Dich nicht. Nimm Dir für morgens 1 Sache vor, z.B. Bett machen, und 1 Sache für abends, z.B. check Deinen Kalender. Routinen baut man auf, indem man eine Handlung, die man natürlich macht (z.B. aus dem Bett aufstehen) mit einer anderen Handlung verbindet. Zum Beispiel: „Immer wenn ich aus dem Bett aufstehe, mache ich mein Bett.“ Das ist zwar am Anfang anstrengend, nach 4 Wochen aber wird es deutlich leichter und nach nochmal 4 Wochen geht es fast von alleine. Indem wir eine Handlung an die andere knüpfen, müssen wir uns irgendwann nicht mehr zu all diesen Dingen einzeln aufraffen, sondern es läuft ganz von alleine.
Dabei ist Durchhaltevermögen der Schlüssel. Lass Dir mit dem Aufbau der Routinen Zeit. Sie kommen nicht über Nacht. Wenn Du Dir zu viel auf einmal vornimmst, dann geht Dir die Puste aus und Du klappst zusammen. Die Erfolge kommen mit der Zeit. Unser Gehirn liebt Routinen, weil Routinen auf Dauer wenig Energie brauchen und uns irgendwann einfach von der Hand gehen. Sie sind sozusagen unser Autopilot. Wenn die eine Sache morgens und abends gut klappt, kannst Du langsam weitere Aufgaben einbauen. Dann beginne mit einer Routine für den Nachmittag.

Die 10-Minuten-Regel

Wenn Du Schwierigkeiten hast, Dich aufzuraffen, dann nimm Dir vor, Dich erstmal nur 10 Minuten mit einer Aufgabe zu beschäftigen. Häufig verschätzen wir uns bei den Aufgaben. Zum Einen irren wir uns häufig in der Zeit, wie lange wir für eine Aufgabe brauchen. Dann schaffen wir in 10 Minuten mehr, als wir glauben. Zum anderem verschätzen wir uns häufig, wie unangenehm uns eine Aufgabe ist. Wenn wir eine Aufgabe für 10 Minuten machen, dann kann es passieren, dass wir feststellen, dass die Aufgabe gar nicht so schlimm ist und wir können die Aufgabe fertigmachen. Manche Aufgaben kann man aber auch an einigen Tagen auf 10 Minuten verkürzen, z.B. ist 10 Minuten Sport am Tag besser als gar keiner und bevor Du gar keinen machst, sei stolz auf Dich, wenn Du 10 Minuten machst. Vor Allem bei den schwierigen, aber nicht dringenden Aufgaben s.u. reicht es zuletzt häufig, wenn wir uns jeden Tag nur 10 Minuten der Aufgabe widmen, damit sie irgendwann erledigt ist.
Wichtig: Ziehe nicht mehr heraus, als Du in 10 Minuten bewältigen kannst. Also leere nicht Deinen gesamten Schrank aus und versuche ihn in 10 Minuten wieder aufzuräumen, sondern schnapp Dir nur ein oder sogar nur ein halbes Fach, das Du aufräumst.

Die Pausenregel

Mach regelmäßig Pausen. Ich möchte nicht, dass Du am Ende vollkommen fertig bist und für den Rest des Tages zu nichts zu gebrauchen. Pausen helfen Dir, wieder Kraft zu schöpfen. Beim Lernen braucht das Gehirn sogar Pausen, um Dinge gut abzuspeichern. Als Faustregel gilt: Nach 30 Minuten 10 Minuten Pause machen.

To-Do-Liste schreiben

Auf eine To-Do-Liste schreibt man alle Aufgaben, die man erledigen will und hakt sie ab oder streicht sie durch, wenn man sie erledigt hat. Wichtig bei einer To-Do-Liste ist dabei, die Aufgaben möglichst präzise aufzuschreiben (also nicht „Hausaufgaben erledigen“, sondern „Mathebuch S. 46 Aufgabe 3“) und möglichst vollständig. Auf die Liste gehören aber nicht nur die „offiziellen“ Aufgaben wie Hausaufgaben. Auch die „stillen“ Aufgaben, die Dir im Hinterkopf schwirren, gehören da drauf: Ein Topfpflanze, die die Blätter hängen lässt und Dir leise signalisiert, dass sie doch bitte gegossen werden muss, die Vokabeln in Englisch, die nicht so richtig klappen, die Klamotten, die eigentlich aussortiert werden müssten. Ganz wichtig ist, dass Du auf Deine To-Do-Liste auch Aufgaben für Deine Gesundheit schreibst, z.B. Atemübungen und/oder Sport. Vorsicht: Eine To-Do-Liste ist ein Schmierzettel. Wenn Du Dich ertappst, dass Du die To-Do-Liste nochmal schreibst, weil sie nicht schön genug ist, oder Du Deine Aufgaben in Schönschrift schreibst und noch Bildchen dazu malst, dann läuft etwas falsch. Du kannst Deine To-Do-Liste selbstverständlich auch auf einem Handy machen, z.B. mit Notes.

Dringlichkeit festlegen

Nachdem Du alle Aufgaben aufgeschrieben hast, bewerte die Aufgaben nach Dringlichkeit. Du kannst hierfür Sterne oder Pluszeichen verwenden. Wenn Du morgen in der Schule ausgefragt wirst, ist das Lernen für das Fach dringend, weil Du sonst eine schlechte Note bekommst. Es bekommt also 3 Sterne. Wenn die Topfpflanze nicht gegossen wird, ist sie in wenigen Tagen tot. Also hat auch sie eine hohe Dringlichkeit und bekommt 3 Sterne. Sport und Atemübungen sollte man auch jeden Tag machen. Sie bekommen also auch 3 Sterne. Aufgaben, die nicht sofort erledigt werden müssen, aber auch nicht noch Wochen liegen bleiben können, bekommen zwei Sterne. Darunter fällt zum Beispiel eine Schreibtischschublade aufräumen oder das Bett frisch beziehen. Die Klamotten, aus denen Du rausgewachsen bist und die im Schrank liegen, können dagegen noch ein paar Wochen liegen bleiben. Sie bekommen einen Stern. Aufgaben mit 3 Sternen solltest Du als erstes angehen. Wenn Du diese Aufgaben erledigt hast, sind die Aufgaben mit 2 Sternen dran. Erst danach sind die 1-Stern-Aufgaben an der Reihe.

Schwierigkeit einschätzen

Nachdem Du die Dringlichkeit festgelegt hast, schätzt Du die Aufgaben nochmals anhand der Schwierigkeit ein. Eine Topfpflanze zu gießen ist einfach. Sie bekommt also eine 1 als Kennzeichen. Schwierige Aufgaben, z.B. ein Referat zu schreiben, bekommen dagegen eine 3. Mittelschwierige Aufgaben, z.B. Vokabeln lernen, liegen dazwischen und bekommen eine 2. Beginne mit den leichten Aufgaben und erledige danach erst die schwierigeren. Also erst die leichten dringenden (3-Stern-)Aufgaben, dann die mittleren 3-Stern-Aufgaben, dann die schwierigen 3-Stern-Aufgaben. Und dann genauso mit den 2-Stern und 1-Stern-Aufgaben.

Soweit alles klar, aber Du brauchst jemand, der Dich da an die Hand nimmt? Hier kommen die Babyschritte. Mache maximal einen Schritt an einem Tag. Nimm Dir aber ruhig auch mal zwei oder drei Tage, um Deine Routinen einzuüben, bevor Du weitergehst.

Schritt 1: Der Wandkalender
Schritt 2: Straßenklamotten
Schritt 3: Dankbarkeit
Schritt 4: Wecker
Schritt 5: 2 Minuten Chaos zähmen
Schritt 6: Schultasche packen
Schritt 7: 5 Minuten Chaos zähmen
Schritt 8: Routinen aufschreiben
Schritt 9: Startbasis
Schritt 10: „Home Run“
Schritt 11: Mission sauberer Schreibtisch
Lege an diesem Punkt ein paar Tage ein, in denen Du die Routinen, die Du Dir bis jetzt aufgebaut hast, einübst.